Die Gleichaltrigengruppe

Die besondere Bedeutung der Gruppe der Gleichaltrigen für die Entwicklung des Kindes ist in entwicklungspsychologischer, sozialpsychologischer und soziologischer Sicht unbestritten. Die Gleichaltrigengruppe wird als Sozialisationsinstanz in ihrer Wirksamkeit mit der Familie vergleichbar dargestellt. Kinder müssen lernen, Freunde zu gewinnen, einen Platz in der Gruppe zu behaupten, zusammen zu spielen, zu konkurrieren und zusammenzuhalten und, was in einer pluralen und globalen Gesellschaft immer wichtiger wird, Regeln, unterschiedliche Interessen und Ansichten auszuhandeln. Es ist daher verwunderlich, dass in den verschiedenen Schulen der Kindertherapie dies so wenig beachtet wurde.

Im gemeinsamen Rollen-Symbol-Spiel unterliegen die Kinder der Notwendigkeit ihre Spielwünsche auszuhandeln und der Notwendigkeit der gemeinsamen Regieführung während des Spiels. Ansprüche müssen geäussert, Absichten angekündigt und in einem Einigungsprozess Normen, Regeln, Sanktionen vereinbart und wieder geändert werden. Durch den Schritt in die Gleichaltrigengruppe wird erlebbar, was es bedeutet, ein Mädchen oder Junge unter vielen zu sein. Anerkennung und Beliebtheit hängen von der Kooperationsfähigkeit ab, sich auf die Auseinandersetzung um Normen und Erwartungen kompetent einzulassen und zu befriedigenden Absprachen, Abstimmungen und Verabredungen zu kommen. Gerade dies macht die therapeutische Wirksamkeit vor allem für Kinder aus, die aus unterschiedlichen Gründen hier Probleme entwickelt haben, sei es als Folge ihres Störungsbildes, als Einzelkind, Scheidungskind usw. „In einem Prozess der Entwicklung und Neusozialisation die das einzelne Kind und die Gesamtgruppe gemeinsam vollziehen muss, geschieht Heilung.“ (Aichinger/Holl. S.o.)