Techniken des Psychodramas

Szenenaufbau und Doppeln
Es geht im Szenenaufbau darum, dem Geschehen, das dargestellt werden soll, einen Ort /Raum und eine Zeit zu geben. Um es so konkret wie möglich werden zu lassen, wird eine konkrete Lebensszene der Person, welche etwas bearbeiten möchte (Protagonist), eingerichtet, mit allem, was dazugehört (äusserlich und innerlich). Dabei ist es auch möglich, dass Gegenstände oder Gefühle „eine Rolle spielen“ und „beseelt“ sind (und in der Gruppe mit Mitspielern (Hilfs-Ich) besetzt werden, die aus diesen Rollen sprechen oder handeln können).

Beim Doppeln stellt sich die Psychodramatherapeutin seitlich hinter den/die Protagonisten/in und versucht, sich so einzufühlen, dass sie in einer Art Selbstgespräch auch jene Gefühle und Impulse für ihn/sie verbalisiert, die er/sie selber im Moment nicht wahrnehmen kann. Es gibt einfühlendes, explorierendes, provozierendes oder Ambivalenzen ausdrückendes Doppeln, sowie eine mitagierende Doppelgängertechnik.

Szenisches Handeln, Rollenspiel und Spiegeln
Mit dem Szenischen Handeln wird das Handeln in der gesamten Spielszene bezeichnet. Es zielt darauf ab, alte Lösungswege der Selbstorganisation durch Handeln sicht- und erlebbar zu machen. Beim Nachspielen von Szenen im Rollenspiel werden innere Fehlverarbeitungen und neurotische Fixierungen wahrnehmbar. Durch die Gestaltung von Wirklichkeit führen die szenische Aktion und das Rollenspiel zu Erkenntnis und Veränderungsmöglichkeit derselben.

Denselben Effekt hat das Spiegeln – Dies ist ein zeitversetztes Spielen der Rolle des anderen in dessen Gegenwart. Durch die räumliche Distanzierung und den Perspektivenwechsel entsteht für den/die Protagonisten/in auch eine Rollendistanz, und es wird ihm möglich, sein eigenes Verhalten zu beobachten, zu hinterfragen und Veränderungsimpulse wahrzunehmen. Die Techniken des szenischen Handelns, des Rollenspiels und Spiegelns vermitteln den Sinn für die Realität und deren Umgestaltung.

Rollentausch und Rollenfeedback
Die Technik des Rollentauschs bedeutet, dass zwei Interaktionspartner in die Rolle des jeweils anderen wechseln und aufeinander bezogen nach- und weiterspielen. Dadurch gewinnt der Patient eine Einsicht in Ursache und Wirkung in der Beziehung (Beziehungserkenntnis). Im Rollenfeedback werden die Erfahrungen exploriert und ausgewertet, welche die mitspielenden Gruppenmitglieder (Hilfs-Ichs) in ihren jeweiligen Rollen gemacht haben. Durch den Wechsel von Verbalisieren und Zuhören, wirkt das Rollenfeedback auch wie eine Kommunikationstechnik. Die Einfälle aus den verschiedenen Rollen werden zusammengetragen und helfen der ProtagonistIn, innere Haltungen und Einstellungen zu überprüfen.

Szenenwechsel und Sharing
Der Szenenwechsel lässt den Patienten Ursache und Wirkung in einer Spielszene durch eine andere, zweite Spielszene interpretieren und vermittelt dadurch Sinnerfahrung für neurotische Symptome: Wenn beispielsweise eine Protagonistin eine aktuelle Szene zeigt, in der sie sich von der Chefin übergangen fühlt und ein Ausmass von Gefühlen und Blockierungen erlebt, die nicht mehr mit der auslösenden Situation zu erklären sind, stellt sich für die Protagonistin die Frage, woher sie diese Situation oder Gefühle kennt. Das könnte zu einer zweiten Szene führen, die zur Verdeutlichung beiträgt.

Sharing ist eine Technik, die vorzugsweise in der Auswertungsphase Anwendung findet. Nach einem Protagonistenspiel in der Gruppe ist es wichtig, dass die Gruppenteilnehmer ihre jeweilige Identifikation mit dem/der Protagonisten/in klären und sie mitteilen.

Rollenspiel
Das Rollenspiel ist im szenischen Handeln eine Basis des Psychodramas. Es geht aber über diese Techniken hinaus, indem es den Rollenspielenden ermöglicht, sich in der eigenen ebenso wie in der Rolle von anderen auszuprobieren. Damit wird das eigene Rollenrepertoire erweitert und spielerisch neue Erfahrungen gemacht. Gleichzeitig ist „Rollenspiel“ auch eine didaktische Methode, die vielfach im pädagogischen und im Trainings-Bereich eingesetzt wird „mit dem Ziel des Verhaltenstrainings, der Verhaltensänderung, der Praxisbegleitung, der Persönlichkeitsentwicklung sowie der Vermittlung von fachbezogenem Wissen in unterschiedlichen Bereichen“. (Schaller, R., Das grosse Rollenspielbuch, 2001)

Soziodrama
Geht es beim psychodramatischen Ansatz v. a. um persönliche und zwischenmenschliche Probleme, ermöglicht es der soziodramatische Ansatz soziale und gesellschaftliche Konflikte zu bearbeiten und Lösungsansätze dafür zu finden. Der eigentliche Hauptdarsteller eines Soziodramas ist die Gruppe, d. h. in der Regel ist die ganze Gruppe auf der Bühne aktiv. Da die Gruppengrösse im Soziodrama nicht begrenzt ist und das Soziodrama sehr komplexe Themen bearbeiten kann, eignet sich diese Methode auch für die Arbeit mit Grossgruppen und Organisationen.

Soziometrie
„Soziometrie ist die Wissenschaft der Messung zwischenmenschlicher Beziehungen“ (Moreno zit. in von Ameln, Gerstmann & Kramer, 2004, S. 223). Im Mittelpunkt steht die Wahl, welche für Moreno der grundlegende Faktor der menschlichen Beziehungen ist.